Naher Osten: Fluggesell- schaften ändern Flugrouten

FRANKFURT/BANGKOK/TOKIO – Nach dem Abschuss von Malaysia-Airlines-Flug MH17 im Juli 2014 gaben viele Fluggesellschaften – mit Ausnahme chinesischer Airlines – die kürzeren Nordrouten über Russland und die Ukraine auf. Flüge zwischen Westeuropa und Asien wurden stattdessen über den Süden umgeleitet, was die Flugzeiten um bis zu drei Stunden oder mehr verlängerte und die Ticketpreise spürbar erhöhte.

Neue Umleitungen wegen eskalierender Konflikte 

Angesichts der aktuellen Eskalation im Nahen Osten zwischen Israel, den Vereinigten Staaten und dem Iran sehen sich Fluggesellschaften erneut gezwungen, große Teile des Luftraums über Iran, Irak und Israel zu meiden. Dies hat weitreichende Änderungen auf den Langstreckenverbindungen zwischen Europa und Asien zur Folge.

Massive Umleitungen wegen Luftraumsperrungen

Mehr als 150 Airlines – darunter Air France-KLM, Lufthansa, British Airways, American Airlines und Japan Airlines – haben Flüge ausgesetzt oder umgeleitet, um Konfliktzonen zu meiden – ähnlich wie nach dem MH17-Zwischenfall.

  • British Airways hat Flüge nach Dubai, Doha und Bahrain gestrichen; ein Flug nach Dubai wurde nach Zürich umgeleitet.
  • Singapore Airlines und Scoot umfliegen auf ihren Europa- und Nordamerika-Routen den iranischen Luftraum.
  • Air India, IndiGo und Vistara vermeiden nun den Luftraum über Iran, Irak und Israel und nutzen stattdessen Korridore über Zentralasien – etwa über Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan und teilweise Pakistan.

Flugzeit, Treibstoffkosten und Ticketpreise steigen

Die neuen Flugrouten bringen ähnliche Herausforderungen wie 2014 mit sich:

  • Flugzeiten verlängern sich je nach Ziel um 20 Minuten bis über drei Stunden.
  • Der zusätzliche Kerosinverbrauch belastet die Airlines finanziell – zumal der Brent-Ölpreis zuletzt um rund 8 % auf 70,80 $/Barrel gestiegen ist.
  • Fluggesellschaften warnen bereits vor steigenden Ticketpreisen infolge höherer Betriebskosten.

Reaktionen ausgewählter Airlines

Europäische Airlines:

  • Lufthansa: Meidet iranischen und irakischen Luftraum auf Asienverbindungen; begrenzte Flüge über Kurdistan-Irak wieder aufgenommen.
  • Air France-KLM: Flüge über Iran und Irak ausgesetzt; Flugpläne entsprechend angepasst.
  • British Airways: Verbindungen in den Golfraum vorübergehend eingestellt.

Asiatische Airlines:

  • Air India Group: Meidet Luftwege über Iran, Irak und Israel; einige AI-Express-Flüge gestrichen – Sicherheits- und Buchungsgründe.
  • Singapore Airlines: Leitet Flüge nach Europa und Nordamerika über alternative Korridore; bislang keine Streichungen.

Nordamerikanische & sonstige Airlines:

  • American Airlines & United Airlines: Routen zu Nahost-Drehkreuzen ausgesetzt.
  • Qantas: Leitet Perth–London-Flüge um den Nahen Osten herum – reduzierte Nutzlast und erhöhter Treibstoffbedarf.
  • Air Canada: Umleitung der Toronto–Dubai-Verbindung über Ägypten und Saudi-Arabien.

Prognose: Flugpreise dürften weiter steigen

Die IATA warnt, dass sich Konfliktzonen, Luftraumsperrungen und Raketenrisiken weltweit negativ auf Planbarkeit und Rentabilität der Luftfahrt auswirken. Mit längeren Flugstrecken und steigenden Betriebskosten dürften Ticketpreise in nächster Zeit deutlich anziehen – sofern sich die geopolitische Lage nicht entspannt.

Fazit: Sicherheit geht vor – mit Folgen für Passagiere

Um die Sicherheit von Passagieren und Crew zu gewährleisten, ändern Fluggesellschaften ihre Routen. Die Folge: längere Flugzeiten, höhere Kosten, teurere Tickets. Passagiere sollten sich auf Verzögerungen einstellen und regelmäßig Updates ihrer Airline prüfen. Die Luftfahrtbranche stellt sich auf ein weiteres Jahr mit starker geopolitischer Unsicherheit ein. (zai)