Neue Smartphone-Regeln der EU treten in Kraft

BRÜSSEL – Ab dem 20. Juni 2025 gilt in der Europäischen Union eine neue Ökodesign-Verordnung, die Hersteller von Smartphones und Tablets verpflichtet, mindestens fünf Jahre lang Betriebssystem- und Sicherheitsupdates bereitzustellen – gerechnet ab dem Zeitpunkt, an dem das jeweilige Modell nicht mehr verkauft wird. In der Praxis bedeutet das für viele Geräte eine Update-Versorgung über einen Zeitraum von sechs Jahren oder mehr. Zuvor unterstützten viele Marken – insbesondere im Mittelklassesegment – ihre Modelle oft nur zwei bis drei Jahre.

Ersatzteilverfügbarkeit stärkt das Recht auf Reparatur

Laut der neuen Verordnung müssen essenzielle Ersatzteile – darunter Akkus, Displays, Kameras und Anschlüsse – für mindestens sieben Jahre nach Verkaufsende eines Geräts verfügbar sein. Innerhalb der ersten fünf Jahre dürfen Lieferzeiten fünf Werktage, danach maximal zehn Werktage betragen. Wichtig: Nicht nur Reparaturwerkstätten, sondern auch Verbraucher müssen Zugang zu den Ersatzteilen sowie zu Reparaturanleitungen erhalten. Reparaturen sollen zudem mit handelsüblichem Werkzeug oder vollständig werkzeuglos durchführbar sein.

Neue Haltbarkeitsstandards für Akkus

Die Verordnung legt fest, dass Akkus nach 800 Ladezyklen noch mindestens 80 Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität erreichen müssen. Zusätzlich sollen Smartphones und Tablets künftig mindestens 45 Stürze aus einem Meter Höhe überstehen und über einen effektiven Schutz gegen Staub und Wasser verfügen. Ziel dieser Maßnahmen ist die Reduzierung von Elektroschrott und die Förderung der Kreislaufwirtschaft in der EU.

Neues EU-Label stärkt Verbraucherinformation

Ab dem 20. Juni 2025 müssen alle neu in der EU verkauften Geräte ein EU-Energie-Label tragen, das unter anderem über Energieeffizienz (A–G), Akkulaufzeit, Robustheit, Reparierbarkeit (A–E) und die IP-Schutzklasse (Staub- und Wasserschutz) informiert. Ein QR-Code auf dem Label verweist auf die EPREL-Datenbank, in der Verbraucher detaillierte Produktinformationen abrufen können.

Herausforderungen und Chancen

Analysen der Marktforscher Canalys und IDC zeigen, dass Hersteller ihre Hardware-Designs und internen Abläufe – von der Lieferkette bis hin zur Softwareentwicklung – grundlegend anpassen müssen. Große Marken mit bereits etablierten Update-Strategien wie Apple, Samsung und Google dürften davon wenig betroffen sein. Preisgünstige oder kleinere chinesische Hersteller (z. B. Xiaomi, Realme, POCO) hingegen könnten Schwierigkeiten haben, sowohl die Softwareanforderungen als auch die Ersatzteilverfügbarkeit zu erfüllen – mit der Folge, dass sie sich aus dem EU-Markt zurückziehen oder ihr Sortiment deutlich verkleinern müssen.

Flaggschiff-Hersteller gut aufgestellt

Die Ökodesign-Verordnung der EU leitet eine neue Ära für langlebige und nachhaltige Elektronikprodukte ein: Längere Softwareunterstützung, leichterer Zugang zu Ersatzteilen, verbindliche Haltbarkeitskriterien und transparente Kennzeichnungspflichten setzen neue Standards. Mit dem Ziel, den Fokus von der Neuanschaffung auf die Reparaturfähigkeit zu verschieben, stärkt die Verordnung das Recht auf Reparatur und fördert eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft. Während große Hersteller gut aufgestellt sind, könnte sich die Marktlandschaft in Europa erheblich verändern.

Marktanalyse – Die wichtigsten Akteure

  • Apple & Samsung: Bereits jetzt mit 5–7 Jahren Softwareupdates und breit ausgebautem Service-Netz – profitieren klar.
  • Google: Pixel-Geräte erfüllen bereits die Update-Anforderungen; Anpassungen vor allem beim Hardware-Labeling nötig.
  • Chinesische Hersteller (Xiaomi, Oppo, Realme): Müssten Produktstrategie und After-Sales-Struktur anpassen – Preiserhöhungen oder Rückzüge möglich.

(hz)