USA: Vietnam soll Abhängigkeit von China verringern

WASHINGTON/HANOI – Die USA drängen Vietnam, seine Abhängigkeit von chinesischer Technologie in lokal montierten Geräten – etwa iPhones von Apple, Smartphones von Samsung sowie VR-Headsets von Meta und Google – zu verringern, die für den Export in die USA bestimmt sind.
Hanoi veranstaltet derzeit Treffen mit einheimischen Herstellern, um lokale Lieferketten zu stärken. Doch Unternehmen warnen, dass sie dafür erheblich Zeit und technologische Investitionen benötigen.

Washington verfolgt dabei eine „harte“ Linie: Es fordert eine umfassende Umstrukturierung – Reduzierung chinesischer Komponenten, Eindämmung irreführender Ursprungskennzeichnungen und eine stärkere Integration von US-Herstellungsteilen.

Zollfrist rückt näher

Die Trump-Regierung droht ab dem 8. Juli mit Strafzöllen von bis zu 46 % auf vietnamesische Exporte, sollte Hanoi die US-Bedingungen nicht erfüllen. Eine dritte Verhandlungsrunde vom 9. bis 12. Juni in Washington brachte zwar Fortschritte, jedoch noch keine Einigung.

Weitere virtuelle Gespräche zwischen Vietnams Handelsminister Nguyen Hong Dien und US-Handelsminister Howard Lutnick sind geplant, um verbleibende Differenzen zu überbrücken.

Wirtschaftliche Folgen und Reaktionen der Industrie

Vietnams Handelsüberschuss mit den USA stieg im Mai auf 12,2 Milliarden US-Dollar – ein Anstieg von 42 % gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig erreichten die Importe aus China mit 16,2 Milliarden US-Dollar ein Nach-Pandemie-Hoch. 2024 importierte Vietnam Waren im Wert von 44 Milliarden US-Dollar aus China (etwa 30 % aller Importe) und exportierte 33 Milliarden in die USA (etwa 28 % der Ausfuhren).

US-Unternehmen wie Apple, Intel und Nike verlassen sich stark auf Vietnams „China‑plus‑eins“-Strategie. Die Amerikanische Handelskammer in Hanoi warnt, dass hohe Zölle US-Investitionen und bilaterale Beziehungen ernsthaft gefährden könnten (ft.com).

Umsetzungshürden

Vietnamesische Exporteure betonen, dass „sofortige Änderungen die Geschäfte zerstören würden“. Experten zufolge würde es 15 bis 20 Jahre dauern, bis Vietnam eine Lieferkettentiefe und -effizienz erreicht, die mit der Chinas vergleichbar ist – auch wenn das Land in Bereichen wie Elektronik und Textilien schnell aufholt.

Ein beschleunigter Umbau der Lieferketten könnte zudem die sensiblen Beziehungen zwischen Vietnam und China belasten – China ist zugleich wichtiger Investor wie geopolitischer Akteur in der Region.

Diplomatische Entwicklungen

Vietnams Generalsekretär Tô Lâm plant ein Treffen mit Präsident Trump Ende Juni in Washington, um die Gespräche zu Handel und Technologie zu vertiefen. Einzelheiten stehen jedoch noch aus.

Gleichzeitig geht Hanoi verstärkt gegen fälschlich als „Made in Vietnam“ deklarierte chinesische Importe vor. Zudem hat die Regierung Bereitschaft signalisiert, nichttarifäre Handelshemmnisse zu senken und den Import US-amerikanischer Produkte auszuweiten – als Teil umfassender Zugeständnisse.

Vietnams Wirtschaftswachstum auf dem Spiel

Angesichts der bevorstehenden Frist am 8. Juli stellt sich für Vietnam eine zentrale Herausforderung: den schnellen Bruch mit chinesischen Zulieferern mit der Aufrechterhaltung stabiler Exporte und geopolitischer Beziehungen in Einklang zu bringen. Der Ausgang der laufenden bilateralen Gespräche und der hochrangigen Diplomatie wird darüber entscheiden, ob Vietnam seine Technologiestrategie rechtzeitig anpassen kann – oder ob es mit Strafzöllen konfrontiert wird, die sein exportorientiertes Wachstum gefährden. (zai)