„Maybe Happy Ending“ räumt sechs Tony Awards ab

NEW YORK / SEOUL — Die Broadway-Adaption von „Maybe Happy Ending“, einer bittersüßen Liebesgeschichte zwischen zwei veralteten Haushaltsrobotern am Stadtrand von Seoul, gewann am Sonntagabend sechs Tony Awards – darunter „Bestes Musical“, „Beste Originalmusik“, „Bestes Buch“, „Beste Regie“ und „Bester Hauptdarsteller“ für Darren Criss. Die südkoreanische Produktion war mit zehn Nominierungen ins Rennen gegangen und wurde zur meistprämierten Show des Abends.


Ein Meilenstein für die Koreanische Welle

Hue Park (Texte/Buch) und Will Aronson (Musik) sind das erste koreanisch-amerikanische Autorenteam, das im selben Jahr sowohl für Musik als auch für Buch eines Musicals ausgezeichnet wurde.
Mit diesem Sieg vervollständigen südkoreanische Kreative nun die vier bedeutendsten US-Unterhaltungspreise: Grammy (Sumi Jo, 1993), Oscar („Parasite“, 2020), Emmy („Squid Game“, 2022) und Tony (2025).


Vom Seoul-Debüt zum Broadway-Triumph

Ursprünglich 2016 unter der Regie von Kim Dong-yeon in Seoul uraufgeführt, wurde das zweisprachige Musical mehrfach in Korea neu inszeniert, bevor eine überarbeitete englische Version im Oktober letzten Jahres im Hudson Theatre in New York Premiere feierte. Kritiker lobten Michael Ardens Inszenierung, die lokale Elemente wie die Insel Jeju, Glühwürmchen und einen „hwabun“-Blumentopf beibehielt, dabei aber eine universelle emotionale Wirkung erzielte.


Publikums- und Branchenreaktionen

In den sozialen Medien Koreas zog die Auszeichnung Vergleiche mit früheren Meilensteinen: „Das fühlt sich an wie damals, als ‚Parasite‘ den Oscar gewann“, schrieb ein Nutzer auf Threads. Die Korea Herald erklärte, die Tonys zeigten, dass „K-Content kein Exportgut mehr ist – sondern fester Bestandteil des globalen Mainstreams.“

Broadway-Beobachter heben hervor, dass asiatische Talente in dieser Saison mehrere Premieren feierten:

  • Helen J Shen, die die Roboterin Claire spielt, erhielt während der TV-Übertragung Standing Ovations und sagte gegenüber Teen Vogue, sie hoffe, der Erfolg „öffne Türen für weitere asiatische Geschichten auf der Bühne.“
  • Insgesamt gingen vier der Darstellerpreise an Schauspieler asiatischer Herkunft – ein Rekord in der 78-jährigen Geschichte der Tonys.

Erfolge koreanischer Filme, Serien und Theater

Die Produzenten bestätigten eine Nordamerika-Tournee ab Frühjahr 2026, beginnend in Los Angeles. Zudem sind Gespräche über eine limitierte Rückkehr nach Seoul im Gange – diesmal mit englischen Titeln für internationale Touristen. Analysten erwarten, dass die aufeinanderfolgenden Erfolge koreanischer Filme, Serien und nun auch Theaterproduktionen neue Investitionen in transpazifische Bühnenprojekte anstoßen könnten.

„Die Zeit, in der K-Kultur als Nischenphänomen galt, ist vorbei“, sagt die Kulturanalystin Jang Mi-soo von der Yonsei-Universität. „Der Broadway hat ihr nun ein dauerhaftes Leuchtschild verliehen.“ (zai)