Lee Jae-myung als Präsident Südkoreas vereidigt

SEOUL – Lee Jae-myung wurde am Mittwoch offiziell als Präsident Südkoreas vereidigt, nachdem er bei der vorgezogenen Wahl am 3. Juni einen klaren Sieg errungen hatte. Sein Aufstieg ins höchste Staatsamt erfolgt nach der Amtsenthebung des früheren Präsidenten Yoon Suk Yeol, der im Dezember 2024 versucht hatte, das Kriegsrecht zu verhängen – ein Schritt, der zu weitreichenden politischen Unruhen führte.


Ein Aufruf zu Einheit und Wiederherstellung der Demokratie

In seiner Antrittsrede vor der Nationalversammlung in Seoul betonte Präsident Lee die Notwendigkeit, die gesellschaftliche Spaltung zu überwinden und demokratische Prinzipien wiederherzustellen. Er versprach, die „Politik der Spaltung“ zu beenden und sicherzustellen, dass demokratische Institutionen nie wieder bedroht werden. Mit Blick auf die politische Krise der vergangenen Monate erklärte Lee: „Wir werden diejenigen zur Rechenschaft ziehen, die unsere Demokratie untergraben haben.“


Wirtschaftliche Herausforderungen und politische Maßnahmen

Lee übernimmt ein Land, dessen Wirtschaft mit erheblichen Gegenwinden konfrontiert ist – unter anderem durch eine Konjunkturabschwächung, die durch neue US-Zölle auf wichtige südkoreanische Exportgüter wie Stahl und Halbleiter verschärft wurde. Die Bank of Korea senkte ihre Wachstumsprognose für 2025 auf 1,5 % und verwies auf schwache Inlandsnachfrage und anhaltende Exportunsicherheiten.

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, kündigte Lee die sofortige Aktivierung einer wirtschaftlichen Taskforce für Notfälle an. Seine Regierung plant, in Zukunftstechnologien, erneuerbare Energien und den Kulturbereich zu investieren, um das Wachstum zu fördern.


Diplomatisches Gleichgewicht

Auf internationaler Ebene signalisierte Präsident Lee seine Absicht, eine pragmatische Außenpolitik zu verfolgen. Er versprach, die Allianzen mit den USA und Japan zu stärken, während er gleichzeitig ausgewogene Beziehungen zu China aufrechterhalten will. Zudem zeigte sich Lee offen für einen Dialog mit Nordkorea und betonte: „Frieden ist immer günstiger als Krieg.“

Seine Regierung wird voraussichtlich an den kommenden internationalen Gipfeln teilnehmen, darunter der G7-Gipfel in Kanada sowie das NATO-Treffen in den Niederlanden, bei denen Gespräche über Handel und Sicherheit erwartet werden.


Öffentliche Stimmung und Ausblick

Lees Wahlsieg wird von Analysten als Mandat für Veränderung gewertet – weniger als Ausdruck starker Unterstützung für sein Programm, sondern vielmehr als klare Ablehnung der Politik seines Vorgängers. Dennoch setzen viele Bürger große Hoffnungen in seine Führung. „Ich glaube, dass er seine Versprechen einhalten und eine gerechtere Gesellschaft schaffen wird“, sagte ein Unterstützer bei der Amtseinführung.

Zu Beginn seiner Amtszeit steht Präsident Lee vor der doppelten Herausforderung, eine gespaltene Nation zu vereinen und gleichzeitig ein komplexes wirtschaftliches und diplomatisches Umfeld zu navigieren. Sein Erfolg wird davon abhängen, ob es ihm gelingt, wirksame politische Maßnahmen umzusetzen und internationale Partnerschaften konstruktiv zu gestalten. (zai)