GENF — Die Vereinigten Staaten und China haben offiziell ihre ersten hochrangigen Handelsgespräche seit über zwei Jahren aufgenommen, mit dem Ziel, Spannungen abzubauen, die die globalen Märkte erschüttert haben. US-Finanzminister Scott Bessent und Chinas Vizepremier He Lifeng treffen sich am 8. und 9. Mai in der Schweiz – ein bedeutender Schritt in Richtung Dialog inmitten eskalierender Zölle und gestörter Lieferketten.
Das US-Finanzministerium bestätigte, dass Bessents Reise darauf abzielt, die Grundlagen für umfassendere Verhandlungen zu legen. Chinesische Staatsmedien und das Handelsministerium betonten ebenfalls, dass Peking „als Reaktion auf die globalen Erwartungen und die Forderungen der US-Industrie und Verbraucher“ in die Gespräche einsteigt.
Fokus auf Deeskalation, nicht auf einen großen Deal
In einem aktuellen Interview mit dem Sender Fox News dämpfte Bessent die Erwartungen an ein umfassendes Abkommen und erklärte, die ersten Gespräche zielten darauf ab, „zunächst die Spannungen abzubauen, bevor es weitergehen kann“. Er fügte hinzu: „Es geht noch nicht um das große Handelsabkommen. Wir müssen erst eine gemeinsame Basis finden, bevor wir größere Themen angehen können.“
Chinesische Offizielle betonten, dass jeder Dialog auf „gegenseitigem Respekt und Gleichberechtigung“ basieren müsse. Washington müsse die durch seine Zollpolitik verursachten Schäden anerkennen und seine Haltung anpassen, wenn echte Fortschritte erzielt werden sollen.
Globale Auswirkungen und innenpolitischer Druck
Die Gespräche finden zu einem Zeitpunkt statt, an dem beide Volkswirtschaften unter Druck stehen. In den USA haben große Wirtschaftsverbände gewarnt, dass die anhaltenden Zölle Verbraucher und Hersteller stark belasten. In China fällt ein Exportrückgang mit steigender Arbeitslosigkeit zusammen, was den Druck auf die Führung erhöht, die Außenbeziehungen zu stabilisieren.
Europäische Beobachter, die die Gespräche in Genf aufmerksam verfolgen, äußerten die Hoffnung, dass sie einen weiteren Zusammenbruch der globalen Handelsregeln verhindern können. „Beide Seiten haben ein Interesse daran, einen Ausweg zu finden“, bemerkte ein EU-Handelsdiplomat.
Parallele Diplomatie und der Weg nach vorn
Bessent erklärte, dass der Zeitpunkt der Gespräche teils zufällig zustande kam. „Ich war ohnehin auf dem Weg nach Europa, um mit den Schweizern über den Handelskonflikt zu sprechen, und dann erfuhren wir, dass auch das chinesische Team dort sein würde. Also beschlossen wir, uns am Wochenende zu treffen.“
Während sowohl Washington als auch Peking Offenheit für weitere Gespräche signalisiert haben, bleiben zentrale Streitpunkte bestehen, darunter geistige Eigentumsrechte, Technologietransfers und Chinas Subventionspolitik.
Derzeit scheinen sich beide Seiten in einem Punkt einig: Die aktuellen Zölle – die teils über 25 % liegen – haben ein Niveau erreicht, das einem wirtschaftlichen Embargo nahekommt und sowohl die Volkswirtschaften der beiden Länder als auch das globale Wachstum belastet. (zai)Â