LUDWIGSHAFEN/PEKING/NEU-DELHI — BASF, der weltweit größte Chemiekonzern, beschleunigt seine strategische Neuausrichtung hin zu den dynamisch wachsenden Volkswirtschaften Asiens. Auf der jüngsten Hauptversammlung bekräftigte Vorstandschef Markus Kamieth, dass BASF seine Wachstumsanstrengungen nicht nur in China, sondern vor allem in Indien sowie in den ASEAN-Schlüsselmärkten Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand und Vietnam deutlich verstärken will.
Asien treibt das globale Chemiewachstum
„Diese sieben Länder — China, Indien und die fünf ASEAN-Staaten — werden bis 2035 rund 80 Prozent des weltweiten Wachstums in der Chemiebranche ausmachen“, so Kamieth vor den Aktionären unter Berufung auf aktuelle Branchenprognosen. „Wir wollen in Indien und den ASEAN-Staaten schneller wachsen als der Markt und in China weiter mit dem Markt expandieren.“
Kern der Strategie sind gezielte Investitionen, lokale Partnerschaften sowie mögliche Übernahmen. Der Fokus liegt dabei verstärkt auf nachhaltigen Chemielösungen und Spezialchemikalien, die in Asiens expandierender Mittelschicht und Industriebranche stark gefragt sind.
China: Zhanjiang-Großprojekt vor Fertigstellung
Die Verbundenheit zu China bleibt zentral: BASF vermeldete, dass der neue 10-Milliarden-Euro-Verbundstandort im südchinesischen Zhanjiang kurz vor dem Abschluss steht. Die Inbetriebnahme ist für 2026 geplant. Die Bauphase befinde sich in der Endphase, während die Turbinen im zweiten Halbjahr 2025 anlaufen sollen – mit Anlaufkosten von rund 400 Millionen Euro.
Das Zhanjiang-Projekt ist BASFs größte Einzelinvestition außerhalb Deutschlands. Es soll sowohl den chinesischen Binnenmarkt als auch die Exportmärkte im asiatisch-pazifischen Raum bedienen und setzt auf modernste Technologien in den Bereichen Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz.
Indien und ASEAN: Die neuen Wachstumsfelder
Großes Potenzial sieht BASF insbesondere in Indien und Südostasien. In Indien, wo das Wirtschaftswachstum stabil über 6 Prozent liegt, prüft der Konzern neue Produktionspartnerschaften, vor allem in den Segmenten Spezialmaterialien und Agrarlösungen. Indische Wirtschaftsportale berichten zudem über erste Gespräche mit lokalen Akteuren zu Joint Ventures im Bereich Batteriematerialien für die boomende Elektromobilität.
In der ASEAN-Region richtet BASF sein Augenmerk auf Länder wie Vietnam und Indonesien, die mit wachsender Industrie und steigendem Konsumbedarf punkten. Malaysia und Singapur sieht der Konzern als etablierte Drehscheiben für Spezialchemikalien und regionale Logistik.
Globale Expansion als Antwort auf Heimatmarkt-Probleme
Der Asien-Kurs kommt zu einer Zeit, in der europäische Chemiekonzerne unter den hohen Energiepreisen und strengeren Umweltauflagen in der EU leiden. Mit dem stärkeren Engagement in Asien — dem mittlerweile größten Chemiemarkt der Welt — will BASF seine Wachstumschancen sichern und die geografischen Risiken ausbalancieren.
Branchenbeobachter sehen BASFs Strategie als Teil eines globalen Trends. „Die Nachfrage nach Chemieprodukten verlagert sich zunehmend nach Asien. Wer diesen Shift aktiv mitgestaltet, sichert sich Wettbewerbsvorteile für die Zukunft“, analysiert Dr. Anika Schubert vom Handelsblatt Research Institute.
Trotz der Asien-Offensive betont BASF, seine Innovationsbasis in Deutschland und Europa zu erhalten. „Asien ist unser Wachstumsmotor, aber unsere Wurzeln und unsere F&E-Kompetenz bleiben fest in Europa verankert“, sagte Kamieth. (zai)