BEIJING — Die jahrzehntelange „Ein-Kind“-Politik Chinas hat das Familiengefüge im Land grundlegend verändert. Heute steht die Bevölkerungspyramide auf dem Kopf: Ein einzelnes Kind muss zwei Elternteile und vier Großeltern unterstützen, was eine enorme Belastung für die jüngere Generation und das chinesische Seniorenpflegesystem darstellt. Diese demografische Entwicklung stellt eine ernsthafte Herausforderung für das Land dar, insbesondere im Hinblick auf die Pflege und Unterstützung älterer Menschen.
Die Auswirkungen des demografischen Wandels
Die alternde Bevölkerung Chinas führt zu einem bereits bestehenden Problem: einem langsameren Wachstum der Arbeitsproduktivität. Die sinkende Geburtenrate und die steigende Lebenserwartung haben dazu geführt, dass immer weniger Arbeitskräfte für die Betreuung älterer Menschen zur Verfügung stehen. Gleichzeitig wächst der Bedarf an altersgerechten Einrichtungen wie Seniorenheimen und Pflegeinfrastruktur.
Es wurde errechnet, dass der Anteil der Senioren bis 2050 um das Doppelte ansteigen wird, auf einen Wert um 38 Prozent an der Gesamtbevölkerung.
China hat bislang noch keine formelle Änderung des Renteneintrittsalters angekündigt, das zu den niedrigsten in der Welt zählt. Es liegt aktuell bei 60 Jahren für Männer, bei 55 Jahren für weibliche Angestellte in Büroberufen und bei 50 Jahren für Frauen, die in Fabriken arbeiten.
Da die Rentenkasse die hohe Zahl an bedürftigen Rentnern in Zukunft nicht mehr wird versorgen könne, sind alte Menschen – neben ihrer Familie – immer mehr auf private Initiativen angewiesen, die Essen und Lebensmittel zu niedrigen Preisen anbieten.
Maßnahmen der chinesischen Regierung
Um dieser Herausforderung zu begegnen, ergreift die chinesische Regierung verschiedene Maßnahmen:
- Anhebung des Rentenalters: China plant, das Rentenalter anzuheben, um den Anforderungen der alternden Bevölkerung gerecht zu werden. Dies soll den Druck auf die Rentenbudgets mindern.
- Förderung von Investitionen in automatisierte Industrien: Da die traditionellen Industrien wie die Fertigung aufgrund steigender Löhne weniger attraktiv werden, setzt China vermehrt auf kapitalintensive Sektoren, die durch Investitionen in Automatisierung vorangetrieben werden. Dies könnte dazu beitragen, den Arbeitskräftemangel zu mildern und die Produktivität zu steigern.
- Entwicklung von Pflegeinfrastruktur: Die Regierung fördert den Ausbau von Pflegeeinrichtungen und die Schulung von Fachkräften im Gesundheitswesen, um die wachsende Zahl älterer Menschen zu versorgen.
Verstärkter Einsatz moderner Technologien
In China haben zahlreiche Unternehmen und Startups einen neuen Markt entdeckt: Die Betreuung älterer Menschen mithilfe modernster Technologieangebote. Beispiele hierfür:
- Zentrale Datenerfassung: In riesigen Kommandozentralen werden Gesundheitsdaten von etwa 160.000 Senioren in Echtzeit erfasst. Blutdruck, Herzfrequenz, Bewegungen und andere Parameter werden überwacht. Bei Abweichungen löst der Computer einen Alarm aus. Das Call-Center übernimmt dann die Aufgabe, die Angehörigen der Betreuten zu kontaktieren.
- Bewegungssensoren: In Wohnanlagen werden Bewegungssensoren eingesetzt. Wenn über einen bestimmten Zeitraum keine Bewegung festgestellt wird, erhalten Familienangehörige oder Gemeindemitarbeiter eine Benachrichtigung. Diese Technologie ermöglicht eine schnelle Reaktion im Notfall.
- Pflege-Roboter: Intelligente Roboter überwachen den Gesundheitszustand älterer Menschen. Sie messen Blutdruck, Körpertemperatur und Herzfrequenz. Die Ergebnisse werden an die Betreuer weitergeleitet.
- Smart Wearables: Armbänder und andere tragbare Geräte verfolgen Gesundheitsparameter wie Schlafstunden und Schrittzahl. Diese Daten können zur Überwachung und Früherkennung von Gesundheitsproblemen genutzt werden.
- Virtuelle Pflegeheime: In großen Städten wie Lanzhou betreuen Einrichtungen Tausende von Pflegebedürftigen mithilfe diverser Technologien. Diese virtuellen Pflegeheime kombinieren menschliche Betreuung mit digitalen Lösungen.
Zukunft aller Genrationen gewährleisten
Die alternde Bevölkerung Chinas erfordert eine umfassende Strategie, um die Herausforderungen zu bewältigen. Die Regierung muss sowohl die wirtschaftliche Entwicklung als auch die soziale Absicherung im Blick behalten, um eine nachhaltige Zukunft für alle Generationen zu gewährleisten. (hz)  Foto: Xinhua