SINGAPUR — Der 22. Shangri-La-Dialog wird am Freitag im Shangri-La Hotel in Singapur eröffnet und versammelt über 550 Delegierte aus 47 Ländern, darunter 40 Minister auf Kabinettsebene. Der französische Präsident Emmanuel Macron wird die Eröffnungsrede halten – erstmals übernimmt damit ein europäischer Staatschef die Keynote auf Asiens wichtigstem Sicherheitsforum. Seine Rede wird voraussichtlich Multilateralismus und das Engagement Europas für Stabilität im Indo-Pazifik betonen, passend zum 60-jährigen Jubiläum diplomatischer Beziehungen zwischen Frankreich und Singapur.
Macron wirbt für multilaterale Sicherheitskooperation
Präsident Macrons Ansprache hebt Frankreichs strategisches Engagement in Südostasien hervor. Er setzt sich für eine regelbasierte internationale Ordnung und kooperative Sicherheitsstrukturen ein. Im Mittelpunkt steht die Bedeutung von Dialog und Zusammenarbeit bei der Bewältigung regionaler Herausforderungen – Frankreich positioniert sich dabei als stabilisierende Kraft in einer zunehmend unsicheren Weltlage.
Kein hochrangiger bilateraler Dialog zwischen den USA und China
Auffällig ist das Fehlen hochrangiger bilateraler Gespräche zwischen den USA und China bei diesem Dialog. China entsendet lediglich eine Delegation der Nationalen Verteidigungsuniversität der Volksbefreiungsarmee und verzichtet auf die Teilnahme von Verteidigungsminister Dong Jun. Es ist das erste Mal seit 2019, dass Chinas Verteidigungsminister dem Forum fernbleibt.
Der US-Verteidigungsminister Pete Hegseth leitet die amerikanische Delegation und wird am 31. Mai bei der ersten Plenarsitzung sprechen. In seiner Rede wird er die Verteidigungsstrategie der Trump-Regierung für den Indo-Pazifik erläutern. Seine Teilnahme soll asiatische Partner von der anhaltenden sicherheitspolitischen Verpflichtung der USA in der Region überzeugen – trotz wachsender Spannungen mit China.
Regionale Führungspersönlichkeiten thematisieren Sicherheitsherausforderungen
Der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim wird am 31. Mai eine Sonderansprache halten, in der er sich auf regionale Sicherheitskooperation konzentriert. Australiens Verteidigungsminister Richard Marles wird an trilateralen Gesprächen mit seinen US-amerikanischen und japanischen Amtskollegen teilnehmen. Dabei sollen gemeinsame Militärübungen und die AUKUS-Partnerschaft erörtert werden.
Ukraine-Krieg und Chinas Rolle
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird voraussichtlich überraschend auftreten und asiatische Länder zur Unterstützung eines bevorstehenden Friedensgipfels in der Schweiz aufrufen. Chinas Unterstützung für Russland wird sicherlich Thema seiner Rede sein.
Zentrale Plattform für sicherheitspolitischen Dialog
Der Shangri-La-Dialog 2025 unterstreicht die sich verändernde Dynamik der globalen Sicherheitsordnung, in der Europa eine zunehmend bedeutende Rolle spielt – besonders vor dem Hintergrund anhaltender Spannungen zwischen den USA und China. Das Fehlen direkter hochrangiger Gespräche zwischen beiden Supermächten verdeutlicht die bestehenden Herausforderungen in der Diplomatie. Während sich regionale Führungspersönlichkeiten mit drängenden sicherheitspolitischen Fragen befassen, bleibt das Forum eine unverzichtbare Plattform für Dialog und Zusammenarbeit im asiatisch-pazifischen Raum. (zai)