Asiens Zukunft: Konflikt oder Kooperation?

TOKIO – Die 30. „Future of Asia“-Konferenz, veranstaltet von Nikkei Inc. vom 29. bis 30. Mai in Tokio, versammelte politische Führer, Wirtschaftslenker und Experten aus ganz Asien in einem Klima wachsender globaler Unsicherheit. Angesichts wirtschaftlicher Instabilität, geopolitischer Spannungen und zunehmendem Protektionismus riefen zahlreiche Redner zu mehr regionaler Solidarität auf, um die Zukunft des Kontinents zu sichern.

Japans Premierminister Shigeru Ishiba warnte in seiner Eröffnungsrede eindringlich, dass die Welt an einem historischen Wendepunkt stehe – mit auffälligen Parallelen zum Beginn des 20. Jahrhunderts. „Eine stabile internationale Ordnung ist nicht mehr selbstverständlich“, sagte er. Nur durch stärkere Kooperation könne Asien künftigen Herausforderungen wie Kriegen, Pandemien und Finanzkrisen begegnen.

Hoffnung trotz Gegenwind: Stimmen aus Asien

Trotz zahlreicher Sorgen äußerten viele Teilnehmer auch Optimismus über das Potenzial Asiens. Der Friedensnobelpreisträger und Übergangspräsident von Bangladesch, Muhammad Yunus, bezeichnete Asien als „Epizentrum der Unsicherheit – aber gleichzeitig auch der Möglichkeiten“. Der kambodschanische Premierminister Hun Manet betonte, dass die Region trotz eines tödlichen Grenzzwischenfalls mit Thailand am 28. Mai weiterhin „relativ friedlich und wohlhabend“ sei.

Der Präsident der von China geführten Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB), Jin Liqun, betonte Asiens Widerstandsfähigkeit: „Asien kann sein Wachstum fortsetzen – unabhängig davon, was im Rest der Welt geschieht.“

Tarif-Schock: Trumps „Liberation Day“-Zölle dominieren Debatte

Im Zentrum der Sorgen stand jedoch die Einführung von US-Präsident Donald Trumps neuen „Liberation Day“-Zöllen, die weltweit für Turbulenzen sorgen. Die am 9. April verkündeten, aber derzeit für 90 Tage pausierten Maßnahmen erheben Zölle von 10 bis 50 Prozent auf Waren aus über 100 Ländern – ein harter Schlag gegen das multilaterale Handelssystem.

Der ehemalige malaysische Premierminister Mahathir Mohamad kritisierte Trumps Vorgehen scharf: „Er hat die ganze Welt zum Feind gemacht.“ Vor allem kleinere Volkswirtschaften geraten dabei ins Hintertreffen. Der laotische Präsident Thongloun Sisoulith erklärte, dass Laos, das mit einem 48-Prozent-Zoll belegt wurde, bisher keine Rückmeldung auf sein Gesprächsgesuch aus Washington erhalten habe – während Großmächte wie die EU, China und Japan bereits in Verhandlungen stehen.

Ein Aufruf zur gemeinsamen Zukunft

Am Ende der Konferenz herrschte Einigkeit: Das sogenannte „asiatische Jahrhundert“ wird sich nicht durch bloßen Optimismus verwirklichen lassen – es bedarf aktiver, grenzüberschreitender Zusammenarbeit.

Die Teilnehmer betonten die Dringlichkeit, den Multilateralismus zu verteidigen, kleinere Länder einzubeziehen und weitere Eskalationen – wirtschaftlich wie militärisch – zu vermeiden. Ob Asien sich künftig auf Konfrontation oder Zusammenarbeit zubewegt, könnte die globale Ordnung der kommenden Jahrzehnte entscheidend prägen. (zai)