Seoul – Die Fallzahlen sind nicht dramatisch. Nichtsdestotrotz sprechen die Behörden in Südkorea von einer zweiten Corona-Welle. Vor allem das Geschehen in und rund um die Hauptstadt Seoul bereitet den Verantwortlichen Sorgen. Erneute Beschränkungen des öffentlichen Lebens stehen im Raum.
Die Gesundheitsbehörden in Südkorea sehen das Land mittlerweile einer zweiten Welle der Coronavirus-Ausbreitung ausgesetzt. Ursprünglich seien sie davon ausgegangen, dass eine zweite Infektionswelle im Herbst oder Winter beginnen könnte, sagte die Direktorin der Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention (KCDC), Jeong Eun Kyeong, laut der nationalen Nachrichtenagentur Yonhap bei einer Pressekonferenz. „Unsere Voraussage erwies sich als falsch.“
Schwerpunkt der zweiten Welle ist demnach zunächst die Hauptstadt und Umgebung. Im Großraum Seoul leben fast die Hälfte der etwa 51,6 Millionen Einwohner. Die Einschätzung kommt ungeachtet der Tatsache, dass die Behörden zuvor den geringsten landesweiten Anstieg bestätigter Neuinfektionen seit fast einem Monat vermeldet hatten. Am Sonntag seien 17 Fälle hinzugekommen. Das war das erste Mal seit dem 26. Mai, dass weniger als 20 Neuinfektionen nachgewiesen wurden.
Südkorea hatte die Einschränkungen für soziale Kontakte und andere Schutzmaßnahmen gegen das Virus Anfang Mai gelockert. Doch hatten die Behörden seitdem Probleme, einzelne Häufungen von Infektionsfällen in der Hauptstadtregion, etwa unter Clubgästen und Kirchgängern, in den Griff zu bekommen. Die erste Welle datierte Jeong bis Ende April. Die zweite Welle breitete sich demnach seit den Urlaubstagen im Mai aus.
Im Juni entfielen die meisten Neuinfektionen auf Seoul und die Umgebung. Der Bürgermeister von Seoul, Park Won Soon, kündigte an, wieder stärkere Beschränkungen für das öffentliche Leben einzuführen, sollten die Zahl neuer Infektionsfälle an drei Tagen in Folge 30 übersteigen und das Gesundheitssystem überlastet sein. Die Gesamtzahl der nachgewiesenen Coronavirus-Infektionen stieg demnach auf 12.438. Bisher wurden 280 Todesopfer mit dem Virus in Verbindung gebracht. (ntv, dpa)