Berlin – Kurz vor der weltweit wichtigsten Reisemesse ITB Berlin 2020 stellt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), die aktuelle Entwicklung im deutschen Reisemarkt vor – basierend auf den Auswertungen von Travel Data + Analytics zum 31. Januar. „Im Januar sind die Buchungen für die Sommerreisen deutlich angezogen, auch wenn wir kumuliert für den Sommer derzeit noch ein Minus von drei Prozent sehen“, so Fiebig. „Die Zahlen zeigen: Die Lücke, die Thomas Cook im Markt gerissen hat, ist noch nicht vollständig ausgefüllt.“ Aber die Ausgabebereitschaft der Deutschen für Urlaub steigt.
„Durchschnittlich geben deutsche Urlauber für ihre pauschal oder in Bausteinen organisierte Flugurlaubsreise 1.012 Euro pro Person aus – im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von drei Prozent.“ Auf das Jahr gesehen – also Winter 2019/2020 und Sommer 2020 zusammengenommen – zeigen die Buchungen derzeit ebenfalls noch ein Minus von drei Prozent.
Gewinner bei den Urlaubsbuchungen für den Sommer 2020 ist zum jetzigen Zeitpunkt Ägypten mit einem Umsatzplus von 14 Prozent. Auch die Türkei, die bereits in den vergangenen beiden Jahren starke Zuwächse zu verzeichnen hatte, wächst weiter, wenngleich nur leicht (+2 Prozent). Deutschland, traditionell eher selbstorganisiert, zeigt ein Umsatzwachstum bei den Veranstalterreisen von 7 Prozent.
Das meistgebuchte Sommerziel der Deutschen bei den Veranstalterreisen ist in diesem Jahr wieder Griechenland, gefolgt von der Türkei. Auf den Rängen drei und vier folgen die Balearen und die Kanaren, auf fünf Ägypten. Spanien – Balearen, Kanaren und Festland zusammengenommen – bleibt wie seit Jahren die unangefochtene Nummer 1 im deutschen Urlaubsmarkt – trotz der Rückgänge, die sich für die kommende Sommersaison zum aktuellen Buchungsstand noch auf ein Minus summieren. Einzig die Kanareninsel Fuerteventura kann sich über ein leichtes Plus im Vergleich zum Vorjahr freuen. Bei den griechischen Inseln ist Rhodos im Plus und Kreta annähernd auf Vorjahresniveau; Kos und Korfu liegen bisher noch deutlich unter Vorjahr.
Die Reiseländer im östlichen Mittelmeer entwickeln sich zusammengenommen besser als die im westlichen Mittelmeer.
Fernreisen, die im Sommer traditionell weniger stark gebucht sind als im Winter, weisen aktuell noch ein deutliches Umsatzminus gegenüber dem Vorjahr aus. Hierzu trägt insbesondere die Entwicklung in den Karibikzielen und Mexiko bei, das im vergangenen Sommer zu den Gewinnern zählte.
Der Winter 2019/2020
Zum aktuellen Touristikjahr 2019/2020 gehört auch die noch bis Ende April laufende Wintersaison. Diese weist per Buchungsstand Ende Januar noch ein Umsatzminus in Höhe von drei Prozent aus. Die zum Zeitpunkt der Insolvenz von Thomas Cook gebuchten, aber nicht mehr durchgeführten Reisen sind bei diesem Wert herausgerechnet.
Die Deutschen setzen im Winter auf die Urlaubsregionen, die milde Temperaturen und Badewetter versprechen. So erfreut sich Ägypten wachsender Beliebtheit ebenso wie die Türkei und Tunesien, das im Winter ein gutes Plus ausweist. Die Kanaren – nach wie vor das stärkste Winterziel der Deutschen – liegen leicht unter dem Vorjahreswinter.
Die Fernreisen stehen im Winterhalbjahr für gut ein Drittel der gesamten Reiseumsätze. Insgesamt entwickeln sich die Fernreisen noch unterhalb des starken Vorjahresniveaus. Zu den nachfragestarken Fernreisezielen mit Umsätzen über Vorjahr zählen die Malediven, Südafrika, besonders wachstumsstark die Kapverden und die Seychellen. Thailand ist im Winter nach Umsatz das fünftstärkste Reiseziel gefolgt von den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Ausblick 2020
„Wir sehen uns einem herausfordernden Jahr gegenüber“, so Norbert Fiebig. Wenngleich sich die Pauschalreise nach wie vor sehr hoher Beliebtheit bei den Reisenden erfreut – wie eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsunternehmens Forsa im Auftrag des DRV zeigt – sind die Nachwirkungen der Thomas Cook-Insolvenz noch nicht vollständig ausgestanden. „Die Deutschen sind in Urlaubslaune.
Allerdings ist heute nicht abschätzbar, inwieweit sich die Situation rund um das Coronavirus weiterentwickelt und wie sich dies auf das Buchungs- und Reiseverhalten der Deutschen auswirken wird. Dennoch bin ich recht zuversichtlich, was das laufende Jahr angeht.“