Deutsche Investitionen in China nahezu ungebrochen

BERLIN/BEIJING – Die deutsche Wirtschaft ist seit langem eng mit China verbunden, dem größten Handelspartner Deutschlands außerhalb der Europäischen Union. Trotz der wachsenden Spannungen zwischen China und dem Westen aufgrund von Menschenrechtsfragen, Hongkong, Taiwan und anderen Themen haben deutsche Unternehmen ihre Investitionen in China im ersten Halbjahr 2021 deutlich erhöht. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) investierten deutsche Unternehmen in diesem Zeitraum 10,3 Milliarden Euro in China, ein Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum und der zweithöchste Wert seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 2005.

Warum sind deutsche Unternehmen so an China interessiert? Es gibt mehrere Gründe dafür. Erstens bietet China einen riesigen und wachsenden Markt für deutsche Produkte und Dienstleistungen, insbesondere in den Bereichen Automobil, Maschinenbau, Chemie und Gesundheit. Diese Branchen profitieren von der steigenden Nachfrage der chinesischen Mittelschicht nach hochwertigen Konsumgütern und der fortschreitenden Industrialisierung und Digitalisierung des Landes. Zweitens bietet China einen attraktiven Standort für die Produktion und den Vertrieb deutscher Unternehmen, die von den niedrigen Lohnkosten, der guten Infrastruktur, der qualifizierten Arbeitskräfte und den günstigen Steuer- und Förderbedingungen profitieren. Drittens bietet China eine Quelle für Innovation und Kooperation für deutsche Unternehmen, die von der dynamischen Forschungs- und Entwicklungslandschaft, den zahlreichen Start-ups und den wachsenden Möglichkeiten für technologischen Austausch und Wissenstransfer profitieren.

Natürlich gibt es auch Herausforderungen und Risiken für deutsche Unternehmen, die in China investieren. Dazu gehört unter anderem der ungleiche Marktzugang, der mangelnde Schutz des geistigen Eigentums, die staatliche Einmischung in die Geschäftstätigkeit, die politische Unsicherheit und die wachsende Konkurrenz durch chinesische Unternehmen. Diese Faktoren erfordern eine sorgfältige Analyse und Anpassung der Geschäftsstrategien deutscher Unternehmen, die in China tätig sind oder sein wollen. Außerdem müssen deutsche Unternehmen die Erwartungen und Anforderungen ihrer Stakeholder in Deutschland und Europa berücksichtigen, die zunehmend sensibel auf ethische, soziale und ökologische Fragen im Zusammenhang mit China reagieren.

Dennoch überwiegen für viele deutsche Unternehmen die Chancen die Risiken, wenn es um Investitionen in China geht. Die ungebrochene Investitionslust deutscher Unternehmen in China zeigt, dass sie das Potenzial des chinesischen Marktes erkennen und nutzen wollen, aber auch bereit sind, sich den Herausforderungen zu stellen und Verantwortung zu übernehmen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen und zur Förderung eines konstruktiven Dialogs zwischen den beiden Ländern. (ZI)