USA und Vietnam erzielen Zollabkommen

HANOI/WASHINGTON – In einem bedeutenden diplomatischen Durchbruch gab US-Präsident Trump am 2. Juli bekannt, dass die Vereinigten Staaten und Vietnam eine vorläufige Einigung über ein Zollabkommen erzielt haben.

Im Rahmen dieses Abkommens sollen US-Zölle auf vietnamesische Exporte vorübergehend auf 20 % festgesetzt werden und damit die zuvor angedrohten 46 % „Reziprozitätszölle“ ersetzen. Im Gegenzug sollen jedoch Importe, die über Vietnam aus Drittländern – insbesondere aus China – in die USA gelangen, mit einem höheren Zollsatz von 40 % belegt werden, um sogenannte Umladungspraktiken (Transshipment) einzudämmen.

Vietnam öffnet Märkte für US-Produkte

Vietnam vkteerpflichtet sich im Gegenzug, seinen Markt für ein breites Spektrum amerikanischer Produkte zu öffnen – darunter Technologie, Agrargüter, Schuhe und Konsumartikel – und gleichzeitig die Ursprungsregeln zu verschärfen, um sicherzustellen, dass es sich tatsächlich um vietnamesische Erzeugnisse handelt.


Globale Handelsexperten analysieren strategisches Gleichgewicht

Internationale Analysten sehen in dem Abkommen einen taktischen Schachzug der USA, um den indirekten Marktzugang Chinas über Vietnam zu unterbinden. Während das Abkommen für Vietnams exportabhängige Wirtschaft eine dringend benötigte Erleichterung darstellt, bleiben jedoch kritische Fragen offen:

  • Experten warnen, dass die Definitionen des Begriffs „Transshipment“ entscheidend seien: Eine zu weit gefasste Auslegung könnte legitime vietnamesische Exporte treffen und chinesische Vergeltungsmaßnahmen provozieren.
  • Vietnamesische Schlüsselindustrien – insbesondere Fischerei, Textilien und Elektronik – zeigen sich gespalten: Einerseits wird die Abkehr vom 46-%-Zoll begrüßt, andererseits sorgen sich viele wegen des 40-%-Risikos für global vernetzte Lieferketten.
  • Ökonomen betonen, dass fein definierte Ursprungsregeln und Standards zum Schutz geistigen Eigentums (IP) für die tatsächliche Wirkung des Abkommens entscheidend sind – bislang fehlen hierzu klare Details.

Regionale Auswirkungen und neue Dynamiken im Handel

Das Abkommen hatte bereits unmittelbare Marktreaktionen: Aktien großer US-Bekleidungsmarken wie Nike und Lululemon legten zu – obwohl UBS prognostiziert, dass einige Unternehmen Gewinneinbußen von bis zu 20 % hinnehmen könnten. Der vietnamesische Leitindex VN Index reagierte mit vorsichtigem Optimismus auf die Bekanntmachung.

Das Abkommen gilt als Blaupause für künftige US-Handelsgespräche in Asien – Beobachter aus Indien, Kambodscha und Australien verfolgen die Entwicklung mit großem Interesse.


Nächste Schritte – Vom Entwurf zur Umsetzung

Obwohl die gemeinsame Erklärung noch als Entwurfsrahmen vorliegt, beabsichtigen beide Regierungen, in den kommenden Wochen ein verbindliches Abkommen abzuschließen, das eine „wesentliche Senkung“ der US-Zölle vorsieht. Zu den noch offenen Punkten gehören:

  • Endgültige Festsetzung der Zollhöhen je Produktkategorie
  • Präzise Definitionen der Ursprungsregeln, um Missbrauch zu verhindern
  • Stärkung des vietnamesischen IP-Schutzes und weitere nichttarifäre Maßnahmen
  • Ein konkreter Zeitplan für weitere Verhandlungsrunden

Zudem strebt Vietnam die Anerkennung als Marktwirtschaft durch die USA sowie die Aufhebung von Exportbeschränkungen für Hochtechnologie an.


Regionale Handelsarchitektur vor Umbruch

Dieses vorläufige Abkommen markiert das erste US-Handelsabkommen in Asien unter der Trump-Regierung und steht sinnbildlich für einen strategischen Kurswechsel hin zu mehr Lieferkettensicherheit und Kontrolle gegen Transshipment. Wird es erfolgreich abgeschlossen, könnte es die regionale Handelsarchitektur neu gestalten, künftige Verhandlungen mit China, Indien und ASEAN-Staaten beeinflussen und Vietnams wirtschaftspolitische Gratwanderung zwischen Washington und Peking weiter zuspitzen. (zai)