Indonesien setzt auf China wegen US-Garnelenzöllen

JAKARTA/GUANGZHOU — Indonesiens Garnelenindustrie sucht fieberhaft nach neuen Absatzmärkten, nachdem die Vereinigten Staaten einen 19-prozentigen Importzoll auf indonesische Garnelen verhängt haben. Dieser Schritt, Teil der US-Handelspolitik, gefährdet einen wichtigen Exportsektor, von dem über eine Million Arbeitsplätze abhängen. Exporteure lenken ihren Fokus nun verstärkt auf China, den Nahen Osten, Südkorea und die Europäische Union, um drohende Umsatzeinbußen abzufedern.

Besonders betroffen ist Denny Leonardo, ein Garnelenzüchter in der Provinz Banten auf Java. Seine Pläne, seine Farm mit derzeit 150 Teichen im Jahr 2025 um 100 weitere Teiche zu erweitern, wurden durch den Einbruch der US-Bestellungen nach den ersten Zollandrohungen im April zunichtegemacht. Trotz der Reduzierung des ursprünglich vorgeschlagenen 32-Prozent-Zolls auf 19 Prozent nach Verhandlungen im Juli, ist das Vertrauen der Abnehmer erschüttert.

US-Zölle könnten indonesische Garnelenexporte 2025 um 30 % einbrechen lassen

Im Jahr 2024 gingen 60 Prozent der indonesischen Garnelenexporte im Wert von 1,68 Milliarden US-Dollar in die Vereinigten Staaten. Branchenvertreter warnen nun, dass der 19-Prozent-Zoll die Exporte in die USA im Jahr 2025 um bis zu 30 Prozent einbrechen lassen könnte.

„Es geht nicht nur um Zahlen, sondern um Existenzen“, sagte Andi Tamsil, Vorsitzender des indonesischen Garnelenzüchterverbandes. „Über eine Million Menschen leben von dieser Branche. Angesichts der Zurückhaltung der US-Käufer müssen wir dringend diversifizieren.“

Indonesien steht in direktem Wettbewerb mit Ecuador, dem weltweit größten Produzenten von Zuchtgarnelen, der lediglich einem US-Zollsatz von 15 Prozent unterliegt – ein klarer Wettbewerbsnachteil für Indonesien.

China als neuer Schlüsselmarkt: Intensiver Werbefeldzug gestartet

China, der weltweit größte Importeur von Garnelen, spielte für Indonesien bislang nur eine Nebenrolle und kaufte lediglich 2 Prozent der Exporte. Nun intensiviert die Branche ihre Bemühungen, chinesische Abnehmer zu gewinnen. Im Juni reiste eine Delegation unter Leitung von Herrn Tamsil nach Guangzhou, um Importeuren, Restaurantketten und E-Commerce-Plattformen indonesische Garnelen als Premiumprodukt anzubieten.

„China hat letztes Jahr etwa 1 Million Tonnen Garnelen importiert“, sagte Tamsil. „Wenn wir davon nur 20 Prozent Marktanteil erobern könnten, wäre das ein gewaltiger Durchbruch für unsere Industrie.“

Weitere Delegationsreisen nach China sind bereits geplant, da Indonesien versucht, in einem von Ecuador, Indien und Vietnam dominierten Markt Fuß zu fassen.

Diversifizierung in den Nahen Osten, EU und Asien im Fokus

Auch Budhi Wibowo, Vorsitzender des indonesischen Verbands der Meeresfrüchteindustrie, betont, dass China nicht der einzige Zielmarkt sei. „Wir richten unseren Blick auch auf den Nahen Osten, Südkorea, Taiwan und die Europäische Union“, sagte er. Indonesien steht kurz vor dem Abschluss eines Freihandelsabkommens (FTA) mit der EU, das neue, lukrative Märkte für die Garnelenexporteure eröffnen könnte.

„Diversifizierung ist jetzt keine Option mehr, sondern eine Notwendigkeit“, betont Wibowo. „Die Volatilität des US-Marktes hat unsere Abhängigkeit schonungslos offengelegt. Unsere Zukunft hängt davon ab, dass wir uns breiter und stabiler aufstellen.“

Regierung verspricht Unterstützung

Die indonesische Regierung, vertreten durch das Ministerium für maritime Angelegenheiten und Investitionen, hat der Garnelenbranche Unterstützung bei Exportförderungen, Logistik und beschleunigten Handelsverhandlungen zugesichert. Dennoch warnen Analysten, dass der Markteintritt in neue Absatzregionen Zeit, Engagement und Anpassungen an hohe Qualitätsstandards, insbesondere in China und der EU, erfordert.

Obwohl die kurzfristigen Aussichten schwierig bleiben, sehen Branchenkenner Indonesiens wettbewerbsfähige Produktionskosten und gut ausgebaute Aquakulturinfrastruktur als entscheidende Vorteile, um innerhalb der nächsten 12 bis 18 Monate im globalen Wettbewerb wieder an Boden zu gewinnen. (zai)