NEW DELHI – Die indische Luftfahrtaufsicht DGCA hat in ihrem Jahresaudit für 2025 insgesamt 51 Sicherheitsverstöße bei Air India festgestellt – darunter 7 schwere „Level I“-Verstöße, die bis zum 30. Juli 2025 behoben werden müssen, sowie 44 Level II-Verstöße, deren Frist am 23. August endet.
Diese Funde sind nicht direkt mit dem tragischen Boeing 787-Absturz von Flug AI171 im Juni, bei dem 260 Menschen starben, verbunden – erhöhen aber den Druck auf Air India.
Hauptmängel: unzureichendes Training, ungenehmigte Simulatoren, fehlerhafte Einsatzplanung
- Es wurden wiederkehrende Schulungslücken für Piloten der Boeing 787- und 777-Flugzeuge festgestellt, insbesondere bei den Monitoring-Aufgaben vor Pflichtbewertungen.
- Unzulässige Simulatoren für Trainings – insbesondere für Airports der Kategorie C – wurden verwendet, und routenbezogene Risikobewertungen fehlen bei anspruchsvollen Flughäfen.
- Das Crew-Rostering-System alarmiert nicht zuverlässig, wenn Mindestbesetzungen nicht erreicht sind. Zudem gab es Flüge mit unzureichender Besatzung sowie lückenhafte Trainingsdokumentation und inkonsistente Sicherheitskontrollen.
Vergleich: Air India im Branchenkontext
Bei der branchenweiten Prüfung wurden insgesamt 263 Verstöße bei acht Fluggesellschaften registriert. Air India meldete 51 Verstöße, IndiGo 23, Air India Express 25, SpiceJet 14 und Vistara (nun Teil von Air India) 17.
Air India führt damit die Liste der ernsthaften Verstöße an – insbesondere bei den Level‑I-Verstößen (7) – was auf eins der höchsten Risiko-Niveaus im Sektor hinweist.
Die DGCA erläuterÂte, dass solche hohen Zahlen bei großem Flugbetrieb relativ normal seien; größere Flotten erzeugen naturgemäß mehr Auditbefunde.
Regulierungsmaßnahmen
Am 23. Juli erhielten Air-India-Verantwortliche Warnschreiben mit insgesamt 29 systemischen Beanstandungen zu Crew-Richtlinien, Training, Ruhezeiten und Simulatorfehlern. Mögliche Konsequenzen reichen bis zu Bußgeldern oder Personalentlassung.
Die DGCA betonte in einer Stellungnahme, dass häufige und transparente Selbstmeldungen von Mängeln ein wachsendes Verantwortungsbewusstsein der Branche signalisierten.
Air India erklärte ihrerseits, vollumfänglich mit den Behörden kooperiert zu haben, und werde rechtzeitig eine Antwort samt Korrekturplan vorlegen.
Historischer Kontext & Unfallbilanz
Der Absturz von Flug AI171 am 12. Juni 2025 gilt als die schlimmste Boeing-787-Katastrophe seit Einführung des Typs. Die vorläufige Untersuchung weist auf Defekte bei Kraftstoffschaltern und Cockpit-Verwirrung hin.
Nur zwei schwerere Unfälle seit 2010: Air India Express Flug in Kozhikode 2020 (21 Tote) und Mangalore 2010 (158 Tote).
Seit 2020 wurden 2.461 technische Mängel gemeldet, davon über die Hälfte bei IndiGo, gefolgt von SpiceJet und Air India/Express mit 389 Fällen bis Januar 2025 – laut Ministeriumsdaten.
Dringende Reformen und strikte Kontrollen erforderlich
Die Air India Gruppe steht wegen systemischer Defizite in Pilottraining, Crewplanung und Flugprozessen erheblich unter Druck. Die DGCA-Auditbefunde, kombiniert mit früheren Warnungen und Unfalluntersuchungen, legen nahe, dass dringende Reformen und strikte Kontrollen erforderlich sind. Die kommenden Wochen gelten als Frist zur Umsetzung der vorgeschriebenen Korrekturmaßnahmen, um Sicherheitsstandards wiederherzustellen und zügig Vertrauen zurückzugewinnen.
Quellen:Â Reuters, The Economic Times