HANOI/TAM DAO — Nordvietnam leidet derzeit unter einer extremen Hitzewelle: 17 Wetterstationen in sieben Provinzen meldeten neue Temperaturrekorde für den August, wie das Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt heute mitteilte. Die Temperaturen erreichten ihren Höhepunkt am 3. und 4. August, wobei in der Hauptstadt Hanoi erstmals über 40 °C gemessen wurden – ein neuer Rekord, der das bisherige Maximum von 39,8 °C aus dem Jahr 2021 übertrifft.
Die Hitzewelle konzentriert sich besonders auf das dicht besiedelte Rote Flussdelta, was zu einem drastischen Anstieg des Stromverbrauchs führte, da die Bevölkerung vermehrt Klimaanlagen und Ventilatoren nutzte, um sich Abkühlung zu verschaffen.
Energienetz: Verbrauch erreicht historische Höchststände
Der staatliche Energieversorger EVN meldete, dass der Stromverbrauch in Hanoi am 4. August um 13:28 Uhr ein Allzeithoch erreichte. Insgesamt verzeichnete der Betreiber EVNNPC am 4. August in 17 nördlichen Provinzen und Städten einen Stromverbrauch von 393,09 GWh – ein Rekordwert unter den extremen Wetterbedingungen.
Bereits in der Vorwoche, zwischen dem 27. und 29. Juli, stieg der Stromverbrauch in Hanoi um nahezu 40 Prozent, von 79,96 Millionen kWh auf 108,67 Millionen kWh – ein deutliches Warnsignal für die Belastung des Stromnetzes in Hitzeperioden.
Hitzewellen im industriellen Herzen Vietnams
Obwohl Vietnam regelmäßig hohe Temperaturen erlebt, warnen Experten davor, dass der Klimawandel die Intensität und Häufigkeit solcher Hitzewellen verstärkt. Besonders die ungewöhnlich niedrige Luftfeuchtigkeit von nur 52 Prozent in Hanoi am 3. August verstärkte das Gefühl von Trockenheit und brennender Hitze, erklärte der Chefmeteorologe Nguyen Van Huong.
Die normalerweise geschäftigen Straßen Hanois blieben am 3. August weitgehend leer, da sich viele Einwohner in ihre Wohnungen zurückzogen, um der Mittagshitze zu entkommen. Laut Wettervorhersagen könnten Regenfälle am Abend des 5. August zumindest vorübergehend für Abkühlung sorgen.
Aussicht: Kurzfristige Abkühlung, langfristige Herausforderungen
Obwohl in den kommenden Tagen mit einer leichten Abkühlung gerechnet wird, betonen Experten, dass sich Hitzewellen in Südostasien aufgrund globaler Klimatrends, einschließlich des anhaltenden El-Niño-Phänomens, weiter verschärfen werden.
Der vietnamesische Stromversorger EVN prognostiziert, dass die Gesamtsystemlast bis 2025 auf 54.510 MW ansteigen wird – eine Zunahme von 11,35 Prozent im Vergleich zu 2024. Dies verdeutlicht den wachsenden Druck auf die Energieinfrastruktur bei hitzebedingten Nachfrage-Spitzen.
Wichtige Kennzahlen im Überblick
Kennzahl | Wert |
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Rekordtemperatur in Hanoi | 40,3 °C am 3. oder 4. August |
Alter August-Rekord | 39,8 °C (2021) |
Provinzen mit neuen Temperaturrekorden | 7 (u.a. Hanoi, Phu Tho, Hai Phong) |
Spitzenlast im Stromverbrauch (Hanoi) | 4. August, 13:28 Uhr – Allzeithoch |
Stromverbrauch in Nordvietnam | 393,09 GWh am 4. August |
Trotz der prognostizierten kurzen Abkühlung bleibt der Trend zu immer extremeren Hitzewellen besorgniserregend – ein Muster, das sich ohne drastische Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen und zur Stärkung der Klimaanpassung wohl weiter fortsetzen wird. (zai) – Foto: Vietnamtour