US-China-Zollgespräche: Hoffnung auf Durchbruch

GENF – Erstmals seit Jahren haben hochrangige Delegationen der Vereinigten Staaten und Chinas an diesem Wochenende in Genf wieder direkte Gespräche aufgenommen, um den langjährigen Handelskrieg zu entschärfen, der die Weltmärkte erschüttert hat. Unter der Leitung von US-Finanzminister Scott Bessent und dem chinesischen Vizepremier He Lifeng wird das zweitägige Gipfeltreffen als entscheidende Chance gesehen, das Vertrauen inmitten wachsender wirtschaftlicher Belastungen durch Vergeltungszölle wiederherzustellen.

Anzeichen von Flexibilität in beiden Hauptstädten

US-Präsident Donald Trump, der den Handelskonflikt im April durch die Anhebung der Zölle auf alle chinesischen Importe auf satte 145 % verschärfte, deutete am Freitag an, er sei bereit, diesen Satz auf 80 % zu senken – ein bedeutendes Entgegenkommen. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, stellte klar, dass diese Zahl „als Ausgangspunkt in den Raum gestellt wurde“, und betonte, dass echter Fortschritt von „substanziellen Zugeständnissen“ Pekings, insbesondere beim Schutz geistigen Eigentums und bei staatlichen Subventionen, abhänge.

Auf chinesischer Seite äußerte Vizepremier He Lifeng vorsichtigen Optimismus und erklärte, Peking sei bereit, „für beide Seiten vorteilhafte Lösungen“ zu prüfen, sofern die USA echte Bereitschaft zur Verringerung des wirtschaftlichen Drucks zeigten. Chinesische Staatsmedien betonten, dass jede Einigung auf „Gleichberechtigung und gegenseitigem Respekt“ basieren müsse.

Globaler Druck erhöht die Dringlichkeit

Die Genfer Gespräche finden vor dem Hintergrund eines rückläufigen weltweiten Handelswachstums und wachsender Forderungen von Unternehmen auf beiden Seiten nach Entlastung statt. US-amerikanische und chinesische Branchen – von Technologiekonzernen bis hin zu Agrar-Exporteuren – berichten von steigenden Kosten durch die Zölle, was den Handlungsdruck auf die Delegationen erhöht.

Wie Reuters aus Verhandlungskreisen erfuhr, arbeiten die Unterhändler an einem stufenweisen Rahmen, der einen teilweisen Zollabbau im Austausch für überprüfbare Verpflichtungen zu Handelspraktiken ermöglichen könnte. Noch wurde kein offizielles Abkommen erzielt, aber beide Delegationen wollen die technischen Gespräche über das Wochenende hinaus fortsetzen.

Marktreaktion und nächste Schritte

Die Finanzmärkte reagierten mit verhaltener Zuversicht. US-amerikanische und asiatische Börsenindizes legten am Montag leicht zu, in der Hoffnung, dass ein Interimsabkommen in den kommenden Wochen zustande kommen könnte. Analysten warnen jedoch, dass tief sitzende Streitpunkte bestehen bleiben und frühere Verhandlungen auch in fortgeschrittenen Phasen gescheitert sind.

Weitere Treffen sind vorläufig für Anfang Juni geplant, wobei Genf voraussichtlich erneut als Gastgeber für Folgesitzungen fungieren wird. (zai)