Indonesien: 200.000 Menschen auf der Flucht

Jakarta – Nach dem Ausbruch eines der aktivsten Vulkane Indonesiens, des Gunung Kelud auf der Hauptinsel Java, haben die Behörden rund 200.000 Menschen um den Krater dazu aufgefordert, das Gebiet zu räumen. Eine Eruption am Donnerstag hatte glühende Asche in einer riesigen Fontäne in den Himmel geschleudert. Ein Ascheregen ging noch in 200 Kilometer Entfernung nieder.

TV-Bilder zeigten am Donnerstagabend (Ortszeit), wie eine Wolke aus Asche, Glut und Geröll bis zu 15 Kilometer hoch aus dem Krater schoss. Die Sicherheitsbehörden erklärten daraufhin das Gebiet zehn Kilometer rund um den Vulkan zur Evakuierungszone. In der Zone liegen 36 Siedlungen. Die Behörden hatten rund eine Stunde vor der Eruption Alarm geschlagen.

Letzter Vulkanausbruch keine zwei Wochen her

Nach dem Ausbruch des Kelud am Donnerstagnachmittag lagen selbst weite Teile von Surabaya rund hundert Kilometer vom Vulkan entfernt unter einer Ascheschicht. Surabaya ist nach Jakarta die zweitgrößte Stadt auf Java. Es kam auch zu Behinderungen im Inlands- und dem internationalen Flugverkehr. Auf Flugzeugen lag zentimeterdick  Asche, die Sicht reichte nur wenige Meter weit.

Nicht nur der dem Vulkan am nächsten liegende Airport in Surabaya im Nordosten der Insel musste den Betrieb einstellen. Auch in Yogyakarta im Süden und in Solo (Surakarta) in Zentraljava waren keine Starts und Landungen mehr möglich. Laut Angaben des Sprechers des Nationalen Katastrophenschutzes, Sutopo Purwo Nugroho, gegenüber der britischen BBC fiel noch in 200 Kilometer Entfernung vom Kelud Asche vom Himmel. Die Wolke reduzierte die Sicht auf wenige Meter.

Auf Siedlungen in der Umgebung ging ein Ascheregen nieder

„Die Flughäfen sind in vulkanische Asche getaucht. Es ist zu gefährlich für Flugzeuge“, sagte der Sprecher des Verkehrsministeriums, Bambang Ervan. Die australische Fluggesellschaft Qantas änderte ihre Flugroute von Sydney nach Singapur, wie sie mitteilte. Inlandsflüge in die indonesische Hauptstadt Jakarta starteten vorerst gar nicht. Die BBC zitierte den Geschäftsführer des Flughafens Yogyakarta, Andi Wilson, mit den Worten, auf den Rollbahnen liege die Asche fünf Zentimeter hoch.

Äußerst gefährlicher Vulkan

Der 1.731 Meter hohe Kelud (auch Kelut) gilt als einer der gefährlichsten der zahlreichen Vulkane auf Java. Seit dem Jahr 1500 wurden durch seine Eruptionen Aufzeichnungen zufolge mindestens 15.000 Menschen getötet, davon etwa 10.000 bei einem Ausbruch im Jahr 1568. Die letzte Eruption fand 2007 statt, das Gebiet um den Vulkan wurde evakuiert. Das Wasser im Kratersee erreichte damals beinahe den Siedepunkt. 2008 wurde die Warnstufe für den Vulkan auf Grün zurückgenommen, nachdem er – wie nun klar ist – vorübergehend weniger aktiv war.

Rauch und glühende Asche schossen kilometerhoch in den Himmel

Indonesien liegt auf dem Pazifischen Feuerring, einem Vulkangürtel, unter dem mehrere Kontinentalplatten aufeinanderstoßen. Diese sind mehr oder minder ständig in Bewegung und sorgen derart für seismische Aktivitäten, Erdbeben und Eruptionen. In Indonesien gibt es beinahe 130 aktive Vulkane – mehr als in jedem anderen Land der Welt. Die letzte große Katastrophe auf Java ist noch keine dreieinhalb Jahre her. Im Herbst 2010 starben nach mehreren Eruptionen des Gunung Merapi über 350 Menschen. Der Vulkan ist nur rund 35 Kilometer von Yogyakarta (über 500.000 Einwohner) entfernt. Quelle: ORF