SINGAPUR – Beim 22. Shangri-La-Dialog in Singapur am 31. Mai rief US-Verteidigungsminister Pete Hegseth die Verbündeten in der indopazifischen Region dazu auf, ihre Verteidigungsausgaben deutlich zu erhöhen – auf 5 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP), analog zu den Zusagen europäischer NATO-Mitglieder. Hegseth warnte vor einer „unmittelbaren“ Bedrohung durch Chinas militärische Ambitionen, insbesondere im Hinblick auf Taiwan, und betonte die Notwendigkeit, dass die Länder der Region ihre Verteidigungsfähigkeit eigenständig stärken.
Steigende Spannungen und Forderung nach höherem Verteidigungsetat
Hegseth verwies auf Geheimdienstinformationen, wonach die Volksbefreiungsarmee (PLA) aktiv eine mögliche Invasion Taiwans bis 2027 vorbereite. Jüngste Militärmanöver und Aufrüstungen deuteten laut Hegseth auf Chinas zunehmend aggressive Haltung hin.
„Wie kann es Sinn machen, dass Länder in Europa 5 % ihres BIP für Verteidigung ausgeben, während Schlüsselpartner in Asien weitaus weniger investieren – und das angesichts einer viel größeren Bedrohung durch kommunistisches China und Nordkorea?“, fragte Hegseth. (Reuters)
Betonung regionaler Eigenverantwortung bei gleichzeitiger US-Unterstützung
Zwar bekräftigte Hegseth das Engagement der USA für den indopazifischen Raum, jedoch forderte er eine stärkere Eigenverantwortung der Partnerländer.
Die strategische Neuausrichtung sieht eine Aufgabenteilung vor: Europa soll sich verstärkt auf seine eigene Verteidigung konzentrieren, damit die USA mehr Ressourcen für Asien bereitstellen können.
Diese Strategie entspreche dem „gesunden Menschenverstand“ von Präsident Trump, der auf Souveränität und wirtschaftliche Zusammenarbeit statt militärischer Einmischung setze. (BBC)
Geteilte Reaktionen und laufende Debatten
Hegseths Aussagen stießen auf gemischte Reaktionen:
Europäische Vertreter begrüßten zwar die Anerkennung ihrer gestiegenen Verteidigungsausgaben, äußerten jedoch Bedenken hinsichtlich einer möglichen strategischen Spaltung.
Die US-Senatorin Tammy Duckworth kritisierte den Ton als herablassend und warnte vor einseitigen Lastenverteilungen. (Reuters)
Australiens Verteidigungsminister Richard Marles begrüßte hingegen das klare Bekenntnis der USA zur Region und verwies auf Australiens historisch hohe Friedenszeit-Verteidigungsausgaben sowie die Bedeutung des AUKUS-Bündnisses. (The Guardian)
Fazit
Angesichts zunehmender geopolitischer Spannungen, insbesondere in Bezug auf Taiwan, fordert die US-Regierung ihre Partner im indopazifischen Raum zu mehr Eigeninitiative auf.
Die Anhebung der Verteidigungsausgaben und stärkere regionale Verantwortung sollen einen robusteren Abschreckungseffekt gegen mögliche Aggressionen Chinas und Nordkoreas ermöglichen.
Ob diese Strategie aufgeht, wird davon abhängen, ob asiatische Staaten bereit sind, ihre Verteidigungspolitik entsprechend anzupassen. (zai)
Foto: US-Verteidigungsminister Pete Hegseth