China : Mobilität und Geschwindigkeit sind alles

München – China ist auch touristisch auf der Überholspur: Das ist das Fazit, das eine 20-köpfige Delegation des Verband Internet Vertrieb e.V. (VIR) mit Hinblick auf ihre Reise nach Shanghai anlässlich der ITB China zieht. Mit 1,4 Milliarden Menschen hat das bevölkerungsreichste Land der Erde die Bundesrepublik bereits 2016 als Reiseweltmeister abgelöst. Analog ist die ITB China gegenüber der Erstauflage 2017 im Hinblick auf die Ausstellungsfläche und die Besucher 2018 von einem aufs andere Jahr um rekordverdächtige 50 Prozent gewachsen.
Michael Buller, Vorstand des VIR: „Die Geschwindigkeit, Dynamik und Intensität, mit der China die Digitalisierung insbesondere in den Metropolen des Landes vorantreibt, wird außerhalb Chinas bedauerlicherweise unterschätzt. Das Silicon Valley im US-Bundesstaat Kalifornien mag aus der europäischen Betrachtung im Hinblick auf Innovationen in der öffentlichen Wahrnehmung die führende Rolle spielen – in der praktischen Umsetzung in relevanten Bereichen des täglichen Lebens dürften bereits heute zweifellos die Chinesen den Ton angeben. Besonders eindrucksvoll ist diese Entwicklung auch in der Reiseindustrie zu beobachten.“
Nach Rückkehr von der mehrtägigen Delegationsreise des VIR in die chinesische Wirtschaftsmetropole Shanghai anlässlich der ITB China sagte Michael Buller: „Die Menschen in den Großstädten des viertgrößten Landes der Welt haben das Zeitalter des Desktop-Rechners quasi übersprungen und steuern heute bereits mehrheitlich wesentliche Handlungen des täglichen Bedarfs digital und mobil: vom Erwerb der Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel, die aktuelle Beschaffung von Nachrichten oder dem Bezahlprozess im nächsten Supermarkt bis hin zur Reisebuchung über mobile Endgeräte.“
Für die globale Reiseindustrie besonders interessant: bislang verfügen „nur“ knapp zehn Prozent der Chinesen über einen Reisepass. „Es braucht keinen Propheten oder Wahrsager, um heute ziemlich zuverlässig prognostizieren zu können, welche Potenziale ein Markt von 1,4 Milliarden Menschen bereithält, in dem mehr und mehr Menschen der Mittelklasse zu Wohlstand kommen und entsprechend Lust verspüren auf Reisen zu gehen“, so Michael Buller.
Im vergangenen Jahr führten bereits 14 Prozent des chinesischen Outbound-Tourismus mit 13,4 Millionen Ankünften nach Europa. Bis zum Jahr 2021 wird ein jährliches Wachstum der Europa-Reisen von durchschnittlich 9,3 Prozent erwartet. Dabei sind chinesische Reisende keineswegs nur in Gruppen unterwegs, sondern reisen zunehmend auch individuell – als sogenannte free independent travellers (FIT).
Der VIR hatte die Delegationsreise nach Shanghai in enger Zusammenarbeit mit der ITB China erarbeitet. Neben dem Besuch der ITB China und der Teilnahme am ITB Kongress hatte der VIR Präsentationen und Besuche von Unternehmen der Reisebranche und Start-ups organisiert. So stand für die 20-köpfige Delegation unter anderem der Besuch der HRS-Dependance für Greater China und beim Travel-Giganten Ctrip, mit 37.000 Mitarbeitern und einem Marktanteil von 65 Prozent Chinas größtes und weltweit zweitgrößtes Reiseportal, auf der Agenda. Mit China setzt HRS seit nunmehr 2002 auf den aktuell weltweit größten Markt für Geschäftsreisen. Mit Superlativen wartet auch Ctrip auf: neben der Präsenz im Onlinemarkt betreibt das Unternehmen rund 6.000 Reiseshops im ganzen Land. 70 Prozent sämtlicher Buchungen laufen über mobile Endgeräte ein.
Neben einer geführten Tour über die ITB China präsentierten sich  ausgesuchte Unternehmen aus der Reisebranche des Landes auf dem Expo-Ausstellungsgelände den Besuchern aus Deutschland. Dazu zählte zum Beispiel Dida Travel – ein Consolidator, der mit rund einer halben Million Hotels weltweit arbeitet, Chinapex, das personalisiertes Marketing auf Basis von Big Data und AI betreibt, um Usern passgenaue Hotelangebote zu unterbreiten sowie Mafengwo, eine App, mit der Nutzer ihren Freunden Reisen empfehlen. Ähnlich wie hierzulande sind 60 Prozent der Urlaubsplaner auch in China Frauen. Ebenso traf die Gruppe Meituan, ein Unternehmen, das mit Essenlieferung begann, heute rund 650 Millionen Mitglieder zählt und Deals auch für die Touristik anbietet, Qyer, eine Social Media-Plattform, mit der sich User gegenseitig Traveltips geben sowie Tujia, das man als asiatisches Pendant zu Airbnb bezeichnen kann.
Mit den Besonderheiten des chinesischen Marktes machte der deutsche Unternehmer und Start-up-Gründer Fabian von Heimburg die VIR-Delegation vertraut. Sein Credo: „Chinesen bewegen sich in sozialen Netzwerken, verzichten zunehmend auf das Bezahlen mit Bargeld und haben das Smartphone zum Dreh- und Angelpunkt ihres Lebens erklärt.“ Shanghai – Standort seines 2014 gegründeten Unternehmens Hotnest und eine der größten Metropolen der Welt – ist mit seinen mehr als 25 Millionen Einwohnern den Worten von Fabian von Heimburg nach der Maschinenraum für die digitale Wirtschaft des Landes. Sein junges Unternehmen verknüpft auf seiner Plattform durch Big Data und künstliche Intelligenz Marketing-Agenturen und deren Kunden. Fabian von Heimburg: „Das oberste Gebot lautet hier: Schnelligkeit um jeden Preis!“ Bestätigt wird die Aussage vom Marktforschungsinstitut Kairos Future, das seit einer Dekade in China aktiv ist. Andreas Reibring, Head of Research des schwedischen Unternehmens in Shanghai:

„Wenn Menschen im Westen ein Schiff konstruieren, dann planen sie das Boot vor dem Stapellauf sorgfältig bis ins letzte Detail. In China wird das Schiff so schnell wie möglich zu Wasser gelassen und mögliche Fehler erst dann behoben.“ Andreas Reibring wird über China und die Entwicklung der Reiseindustrie auf den VIR Online Innovationstagen berichten, die am 19. und 20. Juni 2018 auf dem Gelände der Messe Berlin stattfinden. Das Thema der Veranstaltung ist in diesem Jahr „Neue Märkte, Neue Chancen“ und wird unter anderem die Potenziale des chinesischen Marktes für die deutsche Reiseindustrie behandeln.

Weitere Informationen zum Event unter https://v-i-r.de/vir-online-innovationstage-2018/. Ein ausführlicher Bericht zur VIR Delegationsreise ist auf der Website des Verbands zu finden.