Indonesiens Ex-Präsident Habibie (83) gestorben

Jakarta/Aachen –Er studierte an der RWTH, arbeitete bei Talbot in Aachen und lebte in Oberforstbach: Indonesiens Ex-Präsident Baharuddin Jusuf Habibie hatte enge Beziehungen in unsere Region. Nun ist er gestorben.

Der Politiker starb am Mittwoch in einem Militärkrankenhaus der Hauptstadt Jakarta an den Folgen eines längeren Herzleidens. Habibie hatte mit einem Stipendium ab 1954 Luft- und Raumfahrttechnik an der RWTH studiert und dort 1960 einen Abschluss als Diplom-Ingenieur gemacht. Fünf Jahre später promovierte er mit der Auszeichnung „summa cum laude“.

Habibie lebte mit Frau und Kind im Stadtteil Oberforstbach. Er arbeitete zeitweise beim Aachener Waggonbauer Talbot. Das Angebot, an der RWTH als Professor zu lehren, lehnte er ab, ebenso Jobangebote von Boeing und Airbus.

Stattdessen ging er nach seinem Studium zum Flugzeughersteller Messerschmitt-Bölkow-Blohm. Dort arbeitete er an der Entwicklung des ersten Airbus A300 mit und stieg bis zum Vizepräsidenten auf. 1988 wurde er Ehrenbürger der RWTH Aachen. Diese akademische Würde wird außenstehenden Personen mit besonderen Verdiensten um die jeweilige Hochschule verliehen.

Habibie war in dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land der Welt nach der Unabhängigkeit von den Niederlanden dritter Staatschef in den Jahren 1998 und 1999. Zuvor saß er als Technologieminister im Kabinett seines Vorgängers Suharto. Suharto, der das Land drei Jahrzehnte lang mit harter Hand regiert hatte, musste 1998 nach Protesten zurücktreten.

Habibie gilt als Wegbereiter der weiteren Demokratisierung Indonesiens. Er ließ freie Gewerkschaften und Wahlen zu. Zugleich stand er unter Druck, Suharto wegen Korruption und Menschenrechtsverletzungen vor Gericht zu bringen. Nach einem Misstrauensvotum im Parlament verzichtete er 1999 auf eine neue Kandidatur.

Er besaß bis zuletzt ein Haus in Bayern. In einer Klinik in Starnberg ließ er sich im vergangenen Jahr wegen seines Herzleidens auch behandeln.

Der heutige Staatschef Joko Widodo würdigte Habibie als „Weltklasse-Wissenschaftler“, der den Inselstaat mit seinen mehr als 260 Millionen Einwohnern auf dem Feld der Technologie vorangebracht habe. (dpa)