Obama auf Asien-Reise: Erste Station Tokio

Tokio – Mit einer mehrtägigen Reise nach Asien will US-Präsident Obama deutlich machen, wo für die Vereinigten Staaten in Zukunft die Musik spielt. Beijing dagegen vermutet, dass Washington vor allem darauf abzielt, den chinesischen Einfluss zurückzudrängen.

Es ist fast drei Jahre her, da kündigte Barack Obama eine strategische Wende an, einen „Schwenk nach Asien“. Amerika, machte er deutlich, werde die Sackgasse des mittelöstlichen Krisenbogens verlassen, seine umstrittenen, kostspieligen Militäreinsätze im Irak und Afghanistan beenden und sich endlich jener Region zuwenden, in der die Musik des 21. Jahrhunderts spiele, dem Osten Asiens. 

Mit Japan und Südkorea besucht er zwei enge Verbündete, mit den Philippinen ein Land, das einmal eine amerikanische Kolonie war, mit Malaysia eines, das er gern in der Rolle des muslimischen Musterknaben sähe.

Schon im Oktober stand der Trip auf dem Kalender, dann aber machte der Haushaltsstreit mit den Republikanern, in der Behördenschließung des Shutdown gipfelnd, einen Strich durch die Rechnung. Peinliche Symbolik: Amerika schien zu sehr mit sich selber beschäftigt, um noch Zeit zu finden für außenpolitische Konzepte. Victor Cha, Asienexperte am Center for Strategic and International Studies, einem angesehenen Thinktank, legt den Finger in die Wunde. „Der Höflichkeit halber wird es niemand öffentlich sagen, aber hinter verschlossenen Türen fragt man sich schon, wo er denn bleibt, der Schwenk nach Asien.“

In Tokio will Obama versuchen, Handelskonflikte einzudämmen, Streit um Agrar- und Autoexporte. Die Hindernisse müssen aus dem Weg geräumt werden, soll die angepeilte TPP-Partnerschaft nicht vorzeitig scheitern. Selbst wenn es gelingt, hängt das Schicksal von TPP, des transpazifischen Pendant zur transatlantischen Freihandelszone TTIP, am seidenen Faden.

Ãœberhaupt versteht China Obamas „Schwenk nach Asien“ nur als verbale Krücke, um die eigentliche Absicht zu tarnen, das Zurückdrängen chinesischen Einflusses. Worauf die Generäle in Washington entgegnen, die Annahme sei schon deshalb falsch, weil dafür das Geld fehle. Das gekürzte Budget, klagt Herbert Carlisle, der Kommandeur der Pazifik-Luftwaffe, mache es nahezu unmöglich, zusätzliche Ressourcen für Asien abzuzweigen. Quelle: standard